Kann mit Wasserfluoridierung Karies vorbeugt werden?

Fazit

Die Ergebnisse zeigen, dass Wasserfluoridierung zur Reduktion der Kariesbelastung bei Kindern beiträgt. Die Fluoridierung des Wassers führte zu einer 35%igen Reduktion der Kariesbildung bei Milchzähnen und zu einer 26%igen Reduktion der Kariesbildung bei bleibenden Zähnen. Es wurde auch festgestellt, dass die Fluoridierung zu einem Anstieg der Zahl der Kinder ohne Karies um 15% (bei Milchzähnen) und 14% (bei bleibenden Zähnen) führte. 
Keine Studie über die Wirksamkeit der Wasserfluoridierung zur Kariesprävention bei Erwachsenen erfüllte die Kriterien dieser Übersichtsarbeit.
Schliesslich wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Fluoridgehalt des Wassers und Dentalfluorose (fluoridbedingten Flecken und Linien auf den Zähnen) festgestellt. Die Ergebnisse der eingeschlossenen Studien deuten darauf hin, dass bei einem Fluoridgehalt von 0,7 ppm im Wasser etwa 12% der Teilnehmer eine Fluorose entwickeln, die zu ästhetischem Ungehagen führen kann.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Ergebnisse ist aufgrund der verwendeten Methoden sowie erheblicher Unterschiede zwischen den Studien begrenzt. 
Darüber hinaus stammen zudem die meisten Studien aus der Zeit vor der Einführung der Fluoridzahnpasta. Diese Ergebnisse sind daher möglicherweise nicht auf die gegenwärtigen Gegebenheiten anwendbar. Zeitraum der eingeschlossenen Studien: bis Februar 2015.

Kontext

Zahnkaries ist ein globales Gesundheitsproblem. Je nach Land sind zwischen 20 und 100% der Bevölkerung und 60-90% der Kinder im Schulalter betroffen. Die Zahlen zeigen auch, dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen häufiger betroffen sind. 
Fluorid (ionische Form von Fluor) ist eine Verbindung, die Zahnkaries vorbeugt, indem sie die Mineralisierung des Zahnschmelzes verbessert. Gegenwärtig wird Fluorid zum Beispiel in den meisten Zahnpasten oder einigen Mundspülungen zugesetzt. Fluorid ist von Natur aus in unterschiedlichen Mengen im Wasser vorhanden, kann aber auch zusätzlich dem Wasser beigegeben werden, um Karies vorzubeugen.
Wenn bei der Bildung von bleibenden Zähnen allerdings zu viel Fluorid absorbiert wird, besteht die Gefahr von Flecken oder Linien auf den Zähnen. Dieses Phänomen wird als "Dentalfluorose" bezeichnet. 
Diese Übersichtsarbeit bewertet die Auswirkungen von Fluorid im Wasser (natürlich vorkommend oder zugesetzt) auf die Vorbeugung von Karies (Anzahl kariöser, gefüllter oder fehlender Zähne) und Fluorose (Vorhandensein von Flecken auf den Zähnen).